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Uhrmacher im 19. Jahrhundert in Jever 4
© Heinz-Günter Vosgerau 2001


Uhrmacher im 19. Jahrhundert in Jever
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Inhaltsübersicht
Anmerkung:
Dieser Artikel von Heinz-Günter Vosgerau wurde im Oldenburger Jahrbuch 1998  Bd. 98 
(Herausgeber: Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde e.V.) veröffentlicht und ist auch als Sonderdruck erschienen.  Fragen und Informationen an/für den Autor Heinz-Günter Vosgerau.

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Wanderschaft/Lehre

Die Wanduhr von F.W. Schwarzenbach kann also erst ab 1841 entstanden sein. Dieser Fall zeigt deutlich, wie Stilelemente noch Grahamhemmunglange nach ihrer allgemeinen Verbreitung auftauchen können. Die Wanderschaft  war von den Ämtern vorgeschrieben und diente der Vervollständigung des Könnens der Handwerker. Dadurch lässt sich auch die hohe Qualifikation vieler Handwerker der damaligen Zeit selbst auf den kleinsten Dörfern erklären.

Die Wanderschaft war aber nicht gleichzusetzen mit unbeschwerter Freiheit. Der Wandersmann hatte bei der Ankunft in einem Ort sofort das Wanderbuch vorzulegen, das einem Reisepass gleichkam. Es war  bei der Abreise unter der Angabe des neuen Zielortes, der eingetragen wurde, wieder abzuholen. So war ein Abweichen von der angegebenen Route kaum  möglich und die Freiheit des Wanderns nicht so groß, wie man es sich gerne vorstellt.  Beim Studium der Polizeivorschriften entdeckt man eine ganze Reihe von Vorschriften gegen die Gesellen, die leicht unbequeme politische Ansichten mitbrachten und verbreiteten.

Wanduhren in dieser von Schwarzenbach hergestellten Form sind zu jener Zeit in unserem Raum äußerst selten. Die Uhrmacher im Raum Oldenburg - Wildeshausen - Cloppenburg so wie auch im Bergischen Land fertigten hauptsächlich Standuhren. 

Aber auch diese scheinen selten gewesen zu sein. Bei den Versteigerungen von 29 gesamten Haushaltsnachlässen um 1780 in Jever kam keine Standuhr unter den Hammer [20].  Dagegen fanden sich zwei silberne Taschenuhren, eine goldene Taschenuhr eine Spanische Uhr, mit Silber beschlagen, eine friesische Halbkastenuhr und eine alte eiserne Uhr unter dem Versteigerungsgut. Nur bei einer vollständigen Inventarliste des Hauses von Isaac Schwabe wird auch eine Standuhr aufgeführt.

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Uhren und Dezimalwaagen

F. W. Schwarzenbach fertigte auch Dezimalwaagen an. Sie waren derzeit wohl noch selten, denn J. B. Schwilgue in Schlettstadt erfand sie erst 1822. J. F. H. Rollé, ein Fabrikant, verbesserte die Dezimalwaage 1827 und fabrizierte diese Waagen mit  J. B. Schwilgue zusammen [21]. Nach einer glaubhafteren Version [22] wurde sie 1820 von Alois Quintenz in Straßburg erfunden. Schwilgue`arbeitete mit dem Fabrikanten Rollé im Waagenbau eng zusammen und wurde Geschäftsteilhaber. Er erweiterte die Werkstätten und stellte auch Turmuhren her. Als er 1838  den Auftrag bekam, die Uhr des Straßburger Münsters in Gang zu setzen, löste er die Geschäftsverbindung mit Rollé, um sich der großen Aufgabe widmen zu können.

Bemerkenswert ist es jedenfalls, dass ein enger Zusammenhang zwischen Uhrmachern und Dezimalwaagen bestand, so dass ihre Herstellung durch Schwarzenbach keineswegs so abwegig ist, wie sie uns heute erscheint. Möglicherweise spielt sogar eine persönliche Bekanntschaft aus der Wanderzeit eine Rolle, die aber nicht nachweisbar ist.

Da diese Waagen gegenüber den vorhandenen  Modellen wesentliche Vorteile boten, war ein guter Absatz in Jever als Marktort des Umlandes sicher. Auch in Osnabrück war der Uhrmacher G. Gralmann, Krahnstraße 43, im Jahre 1853 Eichmeister.

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Zu Öffentliche Uhren in Jever

Am 19. Januar 1851  findet sich in den "Jeverländischen Nachrichten" unter der Überschrift Freimüthige Beleuchtung Jeverscher Mondphasen-Anzeige Übelstände wieder Klagen über die öffentlichen Uhren in Jever. 

Zwar habe man die Glocken des Schlossturmes jetzt nach außen versetzt, damit sie besser zu hören seien, doch ging sie ständig 10 - 20 Minuten zu früh. Damit sei der Zweck verfehlt, und man möchte doch die Pflege der Uhr in berufene Hände legen. Aber der Ärger mit den Turmuhren  hörte nicht auf. Ein Leser beschwerte sich am 4. April 1852 unter der Überschrift  Schon wieder die Jeverschen Uhren in der gleichen Zeitung , dass die beiden Uhren ihren eigenen Weg gingen und Differenzen von fünf bis sieben Minuten vorkämen. Die alte Geschichte sei ewig neu,  und wenn sie oft passiert, risse die Geduld. Es sollte doch Mittel geben, beide Uhren auf telegraphischen Wege dahin zu bringen, dass sie zur gleichen Zeit schlagen. 

Die Telegraphie gab es seit den 1830er Jahren und erst 1847 konnte man sich mit den Morsezeichen über große Entfernungen verständigen. So kann der Vorschlag  nicht  verwundern, diese neue Technologie bei dem leidigen Uhrenproblem einzusetzen.

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Erwähnung von in Jever ansässigen Uhrmachern

Im Vergleich mit den Kollegen in anderen Städten konnten sich die Arbeit der Uhrmacher des 19. Jahrhundert aus Jever durchaus messen. Hier die erwähnten in Jever ansässigen Uhrmacher:

Abrahams

1866- 1871

Adam Bach

1795- 1810

Balthoff

1829- 1830

Behntsen

1808- 1812

Bley

1848- 1850

Evers

1752

Fölkers, J.O.

1818- 1845

Hajen

1861

Hoyer

1830

Kleinschmidt

1627

Krüger

1845

Lübben

1846

Mark

1830

Osterloh

1812- 1830

Rost

1830

Schreiber

1830

Schwabe

1871- 1874

Schwarzenbach

1840- 1845

Seelein

1830

Staschen jr.

1847

Staschen, M.

1830- 1845

T. Uhrmacher

1627

Tegtmeyer

1839

Wendehorst

1828- 1839

Werk

1830

Wünscher

1824 - 1830

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Fußnoten:

[20]StAO  Best. 262- 4 Nr. 8012.

[21]F. M. Feldhaus, Die Technik   Wiesbaden  (1970)

[22]Th. Ungerer, Die astronomische Uhr des Straßburger Münsters,  12. Auflage o. J.

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Für weitere Informationen wende Dich bitte an : Heinz-Günter Vosgerau, Restaurator/Uhrmachermeister

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