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Die Einflüsse Kinzings auf spätere Uhrmacherwerkstätten  2
© Ian D. Fowler  2003


Vortrag zur Ausstellungseröffnung Kinzing & Co im Kreismuseum Neuwied am 07.09.03

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Mitarbeiter und Schüler der Kinzing-Manufaktur

Generelles und Beispiele

Die Werkstatt der Familie Kinzing hat sicherlich mehrere Mitarbeiter ausgebildet und beschäftigt, eine Liste von allen existiert nicht. In diesem Zusammenhang sollte man dieZum Vergrössern bitte anklicken Arbeitsteilung der Mitarbeiter nicht außer Betracht lassen.Zum Vergrößern bitte anklicken - Stutzuhr um 1785 - 1790, unsigniert (Achenbach ?)

Spezialisierte Arbeitsteilung war die Grundlage für eine erfolgreiche Manufaktur und wurde schon viel früher in den anderen europäischen Uhrmacherzentren wie Paris, Genf und London betrieben. 

In Neuwied  wird die Situation nicht viel anders gewesen sein aber in einem kleineren Maßstab. Auch darüber gibt es keine zuverlässige Dokumentation aber bekanntlich hat Kinzing Orgelbauer-Werkstätten bei der Herstellung der Musikuhren beschäftigt: z.B. die Gebrüder Weyl

Die Namen der zur Verwandtschaft gehörenden Mitarbeiter wie Achenbach (wohl der produktivste), Rupp und Pilgrim sind belegt sowie einige bekannte Mitarbeiter oder Lehrlinge wie Gramm, Roetig, Langerhans usw. 

Dass andere bekannte deutsche Uhrmacher als Wandergesellen in Neuwied waren, ist auch belegt:  Z.B. Andreas Steib, der sich als hochfürstlicher Residenzuhrmacher in Würzburg niederließ und astronomische Uhren baute, war mitunter 1 Jahr in Neuwied. Es wird auch vielen anderen so ergangen sein, deren Namen uns nicht bekannt sind.

Einige konkrete Beispiele für die Einflüsse der Neuwieder Uhrmacherei in anderen Gegenden möchte ich aufzeigen: 

 

Hermann Christian Langerhans

Der Zum Vergrössern bitte anklicken Uhrmacher Hermann Christian Langerhans, geboren 1754 in Bendorf, lernte bei Kinzing in Neuwied. Diese Information entnehmen wir von Philipp Andreas Nemnichs Tagebuch  einer der Kultur und Industrie gewidmeten Reise in 1803

Langerhans war als Uhrmacher in Krefeld tätig und baute lt. Nemnich Spieluhren von verschiedener Art und astronomische Uhren. In der Tat ist eine Musikuhr von ihm in einem Roentgen-Gehäuse im Besitz des Kölner Stadtmuseums erhalten geblieben. Außerdem existiert im Privatbesitz eine Äquationsuhr von Langerhans vergleichbar vom Werk her mit der Präzisionspendeluhr, die Roentgen 1797 an die Stadt Leipzig lieferte. Hier in der Ausstellung sehen Sie eine Bodenstanduhr von Langerhans  (Kat. Nr. 11), deren robustes Werk mit der Bauart von Kinzing fast identisch ist.

Langerhans baute auch den mechanischen Teil eines Webstuhls für Samt (es gibt auch andere Beispiele von zeitgenössischen Uhrmachern, die als Mechaniker bei der Entwicklung textilverarbeitender Maschinen eingesetzt wurden).

 

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Außerdem in Krefeld tätig waren ein Lehrling von Langerhans Johann Peter Heilmann sowie J. Leykes, von dem eine Musikuhr im Neuwieder Stil in der Uhrenliteratur dokumentiert ist.

 

Uhrmacherdynastie Roetig  (s.a. hier)

Der Hachenburger Uhrmacher Johann Anton Roetig war nachweislich bei Kinzing, besonders bei der Herstellung von Musikuhren, beschäftigt. Er zog schon 1782 in seiner Heimatstadt zurück und gründete ein UhrmachergesZum Vergrössern bitte anklickenchäft und Uhrmacherdynastie. 

Von ihm sind Bodenstanduhren für das lokale Bürgertum wie die typischen Neuwieder Uhren erhalten, obwohl er nach einem von Anton Lübke zitierten, inzwischen verschollenen  BelegZum Vergrössern bitte anklicken aus dem Wied’schen Archiv für den Grafen zu Wied 1782 eine Franklin Uhr lieferte.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm baute die bekannte Fensteruhr von Hachenburg (Kat.Nr. 19), die mangels Einsicht der Eigentümer für die Ausstellung leider doch nicht ausgeliehen werden konnte. Jedoch haben wir eine kleine Sägeuhr (Kat.Nr. 48), die entweder von Friedrich-Wilhelm oder seinem Sohn Emil gebaut wurde. 

Das Knieharmonium von Friedrich-Wilhelm bezeugt auch die Beschäftigung mit Musikinstrumenten. Außerdem soll er Linsen geschliffen und große Fernrohre konstruiert haben.

 

Uhrmacherei im SiegerlandZum Vergrössern bitte anklicken

Eindeutig direkt beeinflusst durch die Uhrmacherei in Neuwied sind die zahlreich erhaltenen UhrZum Vergrössern bitte anklickenen ab etwa 1770 aus dem Siegerland (s.a. hier). 

Sowohl der Aufbau des Uhrwerks als auch die Gestaltung des Zifferblatt und Gehäuses, besonders des Kopfs, weisen große, offensichtliche Ähnlichkeiten vor. 

Leider ist es nicht gelungen, einen schriftlichen Nachweis dafür zu finden. Aber die Verbindung zwischen Neuwied und dem Siegerland lässt sich dadurch erklären, dass Hermann Achenbach, der Schwager von Christian Kinzing, in Marienborn (heute einem Stadtteil von Siegen) 1730 geboren wurde und spätestens ab 1753 in Neuwied mitarbeitete und 1759 Elizabeth Kinzing heiratete. 

Achenbachs Vetter Hermannus Spies aus Gosenbach bei Siegen hatte 2 Söhne, Johann Georg und Johann Heinrich, die beide Uhrmacher wurden. Ihre Uhren (etwa 40 erhaltene Bodenstanduhren sind noch bekannt) gleichen denen von Kinzing und Achenbach in vielen Details. 

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Die Gebrüder Spies, tätig von 1770 bis 1810, haben wiederum andere Uhrmacher ausgebildet. Interessant ist eine Verkaufanzeige aus dem Jahr 1783, in der Spies eine musikalische Tafeluhr anbietet, deren Beschreibung an die Neuwieder Musikuhren stark erinnert. Der musikalische Teil hat ein Klaviermacher und Orgelbauer aus Niederndorf/Siegerland namens Boos gebaut. Eine berühmte Orgelbauer Familie mit demselben Namen, ursprünglich aus Koblenz und in Mainz und später in Bamberg tätig, hat nach neuerer Forschung mit größter Wahrscheinlichkeit auch Kontakte nach Neuwied gepflegt.

Gelegentlich findet man auch Uhrwerke aus anderen Regionen mit anderen Signaturen, die auf verblüffender Weise Neuwieder Werken ähneln: Z.B. eine bergische Bodenstanduhr mit ewigem Kalender signiert Abraham Gerhardts in Haan, deren Werk mit Scherenhemmung, Zentralsekunden und Rechenschlagwerk alle Merkmale einer Neuwieder Uhr aufweisen. Wie bei vergleichbaren Fällen ist es jedoch nicht gelungen, eine eindeutige Verbindung zu Neuwied nachzuweisen.

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