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Uhrmacherei in Osnabrück im 19. Jahrhundert 2
© Heinz-Günter Vosgerau 2001


Uhrmacher in Osnabrück im 19. Jahrhundert
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Beurteilung eines Meisterstückes

Im Staatsarchiv Osnabrück gibt es eine aufschlußreiche Beurteilung eines Meisterstücke von 1848 durch die Prüfungskommission und die Rechtfertigung des Prüflings hierauf:

Bei der Vorzeigung des Meisterstücks des H. Rehm fanden sich bei Besichtigung desselben folgende Fehler:

1). Sämtlich Räder sind nicht gut gezahnt, namentlich ist der Grund derselben nicht gehörig flach.

2). Die Triebe sind sehr nachlässig gearbeitet, der Grund derselben nicht gleichmässig tief durchgestrichen, die Höhlungen an den Trieben nicht gut unterdreht und die Triebe überhaupt nicht gut geschliffen und poliert.

3). Die Zapfen überhaupt schlecht.

4) Die Hemmungstheile als Cylinder und Cylinderrad sind gut , wird indessen in Zweifel gestellt, daß Letzteres vom Verfertiger des Meisterstücks ohne fremde Hülfe gemacht ist , indem selbiger sich weigert, die dazu erforderlichen Maschinen vorzuzeigen und früher erwähnte Maschinen nicht zu haben.

5). Ist das Ganze unvollendet , weder die Räder noch flachen Stahltheile sind poliert und eben, so fehlen die beiden Zeigerräder.

Durch diesen angegebenen Mängel und Fehler können nicht die Überzeugung aussprechen dieses Meisterstück für gut anerkennen zumal Herr Rehm in Gegenwart der Unterzeichneten erklärt hat, daß mehrere Fehler an dem Meisterstücke sich befänden.

Heyl, als Altmeister
Gralmann
M.Heuser
G.Gralmann
H. Finkemann
Gersiek

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2 Tage später , am 29.11.1848, sendet der Gescholtene eine Erwiderung:

Dem Meisterstücke beyzulegen als Rechtfertigung seiten des Julius Rehm.

Da die Herren Uhrmacher bei der Beschauung des Meisterstücks sich äußerten, daß das Stück flüchtig gearbeitet , jedoch von einem Verwerfen desselben durchaus keine Rede sey; so bemühen sich jetzt selbige Fehler zu suchen um entweder untauglich zu machen oder mich vielleicht hinhalten zu wollen. Da selbe angeben, es fehlten zwei Räder, so berichte ich, daß diese Räder nur zum Zeigerführen da seyen brauchen und durchaus nicht das Gehen oder Nichtgehen des Werkes bewirken, denn sonst müßten Zeiger Gehäuse und Zifferblatt etc: auch da sein. Da diese Räder aber bei mir schon angefertigt liegen , so sind selbe nicht beigegeben weil ohne Zifferblatt selbe nicht befestigt werden können also leicht verloren gehen könnten.

Daß die angegebenen Fehler bestehend in nicht feiner Unterdrehung der Triebe und polieren der Facetten unterblieben ist, findet seinen Grund darin daß dann das Werk durchaus gegen Vorschrift und nicht mehr, wie ich beauftragt wurde, ein leichtverkäufliches, sondern vielmehr Teuer verkäuflich geworden wäre. Auch ist in diesem Punkte durch aus nicht gegen die Regel gearbeitet und hat das Werk keinen Nachteil im Gehen; bleibt eher ganz der Willkür des Anfertigers überlassen.

Beauftragt wurde ich von dem betreffenden Herrn Vorsteher, ein "leichtverkäufliches Uhrwerk" anzufertigen und es gehend abzuliefern, welchen ich in allen Theilen unter Aufsicht der Herren Schaumeister nachgekommen bin.

Gegen alles nachträgliche Nachgehen meines .......ohne mein Beisein , indem durch böser Hand angebracht werden könnten, oder wohl schon angebracht muß ich ernstlich protestieren , kann mich also im Lande wie es vielleicht jetzt ohne versiegelt ja zu sein nicht einlassen. (Im letzten Absatz fehlen einige Worte).

Der Einwand des Prüflings, er habe eine "leichtverkäufliche Uhr " herstellen sollen, war keine Entschuldigung . Die neue Verordnung über die Handwerks- Verfassung, abgedruckt in den "Oldenburger Anzeigen " vom 27. Februar 1830, hebt die durch die ehemalige französische Besatzung eingeführte Gewerbefreiheit auf und führt im Vergleich zu den alten Zunftordnungen liberale Verordnungen ein.

In dieser Verordnung heißt es im Abschnitt MEISTER unter § 35 /1:

Die Geschicklichkeit wird dargethan:

1) durch eine Probearbeit (Meisterstück), die in einem zwar künstlichen , doch leicht verkäuflichen oder bestellten Gegenstand bestehen muß.

Der Vorsteher des Prüfungsausschusses wird dem Prüfling diesen Passus vorgetragen haben und dieser bezieht sich nicht zu unrecht darauf. Das Aufbegehren der Prüflinge gegen unsinnige Prüfungsarbeiten hat sich durch alle Generationen bis heute gehalten.

Der Uhrmacher Julius Rehm wurde noch im Jahr 1848 als Meister anerkannt, so daß sein Einspruch gegen die Entscheidung der Prüfungskommission Erfolg hatte.

Als Gehilfe ist 1851 ein Wilhelm Krüger als Uhrmachergehilfe vermerkt, der noch 1873 als Uhrmacher in den Archvalien auftaucht.

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Uhrmacher in Osnabrück (Jahre - aufsteigend, in denen sie in Archivalien genannt werden)

Die folgende Liste nennt Uhrmacher und Uhrenhändler in den Zeiträumen, in denen sie in Dokumenten vorkommen. Wenn diese Darstellung zwangsläufig lückenhaft ist, so ergibt sich doch eine gewisse Cronologie ihrer Tätigkeit in der Stadt.

  • Schreiber   Uhrmacher 1801
  • Heyl, Christian Wilh. geb.1780 gest.1849   Uhrm. 1817 bis 1848
  • Grahlmann, Joseph, geb.1793 gest.1862    Uhrm. 1821 bis 1859
  • Heimbrock, L.  Uhrmacher 1821
  • Fromme, Franz Anton Uhrmacher 1822
  • Godders  Uhrmacher 1822
  • Hüdepohl, Th. W. geb.1793 gest.1865   Uhrmacher 1822 bis 1862
  • Lescow,Joh.Chr.Theodor  Uhrmacher 1826 bis 1837
  • Cramer, Joh. Friedr. Daniel Uhrmacher 1826 bis 1837
  • Lautz, J.  Uhrmacher 1829
  • Eckhardt E.A. geb.1803 Uhrmacher 1829 bis 1873
  • Lautz, Ww. Handel  1837 bis 1845
  • Cramer Ww.  Uhrmacher 1841 bis 1845
  • Finkmann,H.H. geb.1809  Uhrmacher  1842 bis 1873
  • Heuser, Max Friedr. geb. 1816 Uhrmacher 1845 bis 1862
  • Otte, Joh. geb. 1828  Uhrmacher 1848
  • Krüger, Jos. Wilh.  Uhrmacher 1848 bis 873
  • Rehm, Julius geb. 1818  Uhrmacher 1848 bis 1873
  • Schwörer, F. Händler geb. 1821 1848
  • Gersie, Friedrich geb.1819  Uhrmacher   1848 bis 1873
  • Sievers, J.E. Uhrmacher.  1848
  • Ellebrecht, Aug. Ludw. Hinr.  Uhrmacher 1851 bis 1873
  • Ellersick, Juliane Handel 1855 bis 1859
  • Sander, Joh.G. Händler u.Ww.  1855 bis 1868
  • Leskow, Albert  UhrmacherGesell. pr.1847 1855 bis 1873
  • Heuser, Max Friedr. Ww. Uhrmacher 1866 bis 1873
  • Krug, Luis Händler  1866
  • Cramer Jah. Friedr. Uhrmacher 1868
  • Grau, Aug. Friedr. Wilh. Uhrmacher 1868 bis 1873
  • Heilmann, J.H. Uhrmacher 1868
  • Steinert, Adolph geb. 1844 Uhrmacher 1869 bis 1873
  • Baumann, Emil Uhrmacher 1871 bis 1873

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Für weitere Informationen wende Dich bitte an : Heinz-Günter Vosgerau, Restaurator/Uhrmachermeister

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