Die Mechanik der Morez-Uhren (Autor Emil Hänseler) Aufbau, Hemmungen und Schlagwerk Die "Morez" ist ein Zeitmesser mit Pendel und Gewichtzug. Das Gewicht hängt am Ende einer Hanfschnur, die mit einer Kurbel auf die Schnurtrommel gewickelt wird. In der ersten und zweiten Uhren-Generation bestehen die Trommeln aus Holz, nachher aus Messing. Das Uhrwerkgestell ist aus Eisen. Vier Träger aus Flachstahl tragen die Triebwellen mit den Messingrädern. Die zwei Triebwerke, eines für das Gehwerk und eines für das Schlagwerk, sind nebeneinander angeordnet, das Gehwerk (vom Zifferblatt her gesehen) links, das Schlagwerk rechts. Berechnet sind sie für eine Gangdauer von einer Woche.
Das Rechenschlagwerk bewirkt die Intelligenz der Morez-Uhr. Sie schlägt immer die Stunde, auf welche der Zeiger auf dem Zifferblatt weist. Die "Morez" schlägt die vollen Stunden und die Halbstunden. In der Regel repetiert sie nach etwa zwei Minuten den Stundenschlag. Bei gewissen Baumustern kann der volle Stundenschlag mit einer Zugschnur manuell wiederholt werden. Der relativ laute Glockenschlag war damals für die Bauernhöfe wie geschaffen, denn er war in allen Gebäuden zu hören. (In den heutigen Stadtwohnungen dämpft man ihn normalerweise.)
Eine Rückwand und zwei Seitentüren schützen das Werk vor Staub. In der dritten Uhren-Generation werden die bisher schmucklosen Seitentüren gelegentlich mit einfachen Ornamenten verziert.
Ein grosser Nachteil der Waag als dem bis spät ins 17. Jahrhundert absolut vorherrschenden Zeitnormal war ihre geringe Genauigkeit, denn die Waag führt ja lediglich eine durch den Uhrwerksantrieb erzwungene Schwingung aus. Infolgedessen kann sie keine gleichmässige Schwingungsdauer gewährleisten, zumindest solange der Antrieb nicht absolut gleichmässig ist. Nachdem Galilei den Isochronismus - die fast gleiche Dauer auch unterschiedlich weiter Schwingungen - erkannt hatte, und mit zunehmender Bedeutung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, war die Benützung des Pendels zur Zeitmessung fast zwangsläufig (Modell - Bild links).
Die um 1640 von Galilei beschriebene Pendelhemmung erlangte noch keine (wirtschaftliche) Bedeutung. Ihre Funktionsfähigkeit ist jedoch bereits durch die wesentlichen Merkmale der späteren Hemmungen bestätigt: Ein weitgehend frei schwingendes Pendel, das vom Uhrwerk in Schwingung gehalten wird, dieses aber gleichzeitig hemmt. Der Holländer Huygens führte 1656 die Pendelschwingung mit einer modifizierten Spindelhemmung ein. Er baute Spindelrad und Spindel horizontal in das Uhrwerk ein und koppelte die Bewegung der Spindel mit der Pendelschwingung (Bild rechts).
Das Prachtpendel: Nach 1860 erscheinen prunkvolle, 25 bis 35 cm breite Pendel auf dem Markt. Das Bild (rechts) ist ein Ausschnitt aus dem Katalog einer spezialisierten Stanz- und Prägewerkstatt in Morbier.
Auch die Gewichte haben sich im Laufe der Zeit verändert.
Die Gewichte für Uhren "à grandes complications" und 1 Monat-Werk können 7 bis 8 kg schwer sein.
|