Die vier Generationen der
"Morez" (Autor Emil Hänseler) |
Die erste Generation ca. 1680 bis 1750Die frühesten Morez-Uhren (Bild links) haben ein Zahlenreif-Zifferblatt aus Messing, selten aus Zinn. Der giebelförmige Aufsatz (fronton) aus Messingblech verdeckt die Glocke und schmückt die Uhr. Die Ecken der Frontplatte sind mit Verzierungen versehen, die unteren Zierelemente sind schwenkbar; sie decken die Aufzuglöcher zu. Die Uhren haben meistens nur einen Stundenzeiger. Ausführungen mit zwei Zeigern sind die Ausnahme. Das lange Pendel besteht aus Draht mit einer Bleibirne am Ende. Es schwingt hinter den Gewichten. Die hier gezeigte Uhr verfügt zusätzlich über ein Weckerwerk. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde parallel zur Zahlenreifuhr ein zweiter Typ hergestellt: Die Kartuschenuhr (Bild rechts). Das Zifferblatt ist aus Bronze gegossen und ziseliert mit zeitgenössischen Sujets. Das Portrait auf der abgebildeten Uhr stellt Louis XV als Kind dar. Römische Zahlen blau oder schwarz auf weissen Emailkartuschen, die ins Zifferblatt eingelassen sind. Signaturen auf dem Zifferblatt oder auf den Verzierungen nennen den Meister, den Erbauer der Uhr. Beispiel: "J. Mayet à Morbier". |
Die zweite Generation ca. 1740 bis 1830In Le Locle wurde 1740 die erste Emaillerie gegründet, die ganze Zifferblaetter aus Email herstellte und diese auch nach Morez lieferte. Zwei Formen sind zu unterscheiden: die schüsselförmige "Cuvette" (wie abgebildet) und, ab 1790, die bombierte Ausführung. Die Zahlen sind römisch und arabisch aufemailliert. Gelegentlich tragen die Zifferblätter Signaturen und/oder einen farbigen Blumenkranz Der Schmuck (fronton) aus Bronze- oder Messingguss, selten auch Zinn, zeigt grösstenteils das Coq-Emblem, den gallischen Hahn. Er ist zusammen mit dem ebenfalls vorkommenden Sonnenkopf (Phoebus) das Symbol des erwachenden Tages. Die Uhren sind meist zweizeigerig, mit gegossenen Messing- oder gesägten Eisenzeigern. Etwa um 1800 erscheinen die geprägten Sonnenzeiger. |
Die dritte Generation ca. 1820 bis 1860
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Die vierte Generation ca. 1850 bis 1915
Was ursprünglich nur den Zweck hatte, den Gang der Uhr zu steuern, wird hier zu einem Dekorationselement. Am Rost aus fünf bis elf Eisen- und Messingstäben ist eine grosse polierte Linse und eine Lyra befestigt. Daher der Name "Lyrapendel". "Brevet déposé" (Patent angemeldet).
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Ein neues Gesicht setzt sich in der vierten Generation gegenüber der Modellvielfalt ab:
Ein schlichter, gewölbter Messingring umgibt das Zifferblatt. Innerhalb eines Holzgehäuses genügt diese Verzierung vollauf. Die "Lunette" war häufig für Schulen und öffentliche Gebäude bestimmt. Sammler nennen sie heute liebevoll-ironisch "Bahnhofuhr". |
Nach 1860 tritt die Bodenstanduhr in Erscheinung. Das prunkvolle 25 bis 35 cm breite Pendel gibt ihr den Namen "Prachtpendeluhr". Pariser Designer schufen reichverzierte Pendel mit galanten Motiven, ländlichen Szenen und Blumenornamenten.
Bodenstanuhr Louis XVI, Gehäuse aus Hartholz, Burgund. Uhr der 2. Generation, Pendel mit Bleibirne (nicht sichtbar).
Prachtpendeluhr, Gehäuse aus Tannenholz, bemalt, Morez - 19. Jahrhundert. Uhr der 4. Generation mit Prachtpendel (sichtbar).
Bodenstanduhr, Gehäuse aus Tannenholz, bemalt, Morez - 19. Jahrhundert. Uhr der 3. Generation mit Linsenpendel (sichtbar). |
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