ZUTRITT GESTATTET


 
Emil Haenseler

 
8873 Amden 
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Konstruktivismus
Konkrete Kunst

 
 
Konstruktivismus
 

Faszinierend ist die Transformation, die ein Material unter den Händen des Künstlers erlebt. Dieser Faszination verfielen zu Beginn unseres Jahrhunderts russische Künstler. Sie formten aus allerlei Material dreidimensionale Gebilde, welche man weder als Bilder noch als Skulpturen bezeichnen konnte. Es waren ganz einfach Konstruktionen

Die neu entstandene Kunstrichtung nannte man daher Konstruktivismus. Aufbauend auf alter russischer Volkskunst sowie auf Elementen aus dem Westen entstand im vorrevolutionären Russland die eigenständige Bewegung der abstrakten, also nicht gegenständlichen Kunst, zu welcher man auch den damaligen Konstruktivismus zählte. 

Konstruktivismus ist eine auf einfachen, geometrischen Formen und Primärfarben (Schwarz, Weiss, Rot, Blau, Gelb) basierende Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts. Der Konstruktivismus wandte sich radikal vom Abbilden ab und forschte nach der Logik der Farb-, Proportions- und Sehgesetze. In Russland wurde er zur offiziellen Revolutionskunst. Bald schied sich dort die utopische Variante des Konstruktivismus, die ein Aufgehen von Kunst im Leben und die Umgestaltung der Gesellschaft anstrebte, von einer eher formal bestimmten Spielart, dem sogenannten Suprematismus

Im Westen hatte der Konstruktivismus seine Vertreter in der Stijl-Gruppe und im Bauhaus. 
 

Das Bauhaus, von Architekt Walter Gropius gegründet, mit seiner wegweisenden modernen Formgestaltung, seiner fortschrittlichen Kunst und seinen sozialen Ideen, musste 1925 auf politischen Druck nach Dessau ausweichen. 1933, in Berlin, wurde das Bauhaus von den Nationalsozialisten als Stätte "entarteter Kunst" geschlossen.
Die Arbeiten von H. Arp und Sophie Taeuber-Arp seit 1917, und die Flaechenkompositionen von Paul Klee und Johannes Itten  standen am Anfang der konstruktiven Kunst in der Schweiz. In den 30er Jahren schlossen sich die schweizerischen "Konstruktivisten" (Bodmer, Eble, Erni, Leuppi, Link u.a.) zur "Gruppe 33" und zur Gruppe "Allianz" zusammen. 
Ein Teil der Konstruktivisten richtete sich dann nach selbstauferlegten Regeln: Sie vertieften sich in der Komposition reiner geometrischer farbiger Elemente im vorwiegend zweidimensionalen Bildraum. Um sich von der abstrakten Kunst klar abzugrenzen, nannte sich diese Bewegung der gegenstandslosen Malerei ab 1930 Konkrete Kunst. Diese Bezeichnung soll hervorheben, dass die Gestaltung nicht von einem Abstraktionsvorgang ausgeht, sondern vom unmittelbaren Umgang mit konkreten Bildmitteln wie Linie, Farbe, Fläche und Raum. 
 
 
 
 

Konkrete Kunst 

1930 erschien in Paris die erste und (wahrscheinlich) einzige Ausgabe von "Art Concret", in der die abstrakte Kunst als "Konkrete Kunst" definierte wurde. Herausgeber war T. van Doesburg. 

Mitte der 30er Jahre erhob Max Bill  "Konkrete Kunst"  zur allgemeinen Bezeichnung für diejenigen Richtungen in der Moderne, die auf der Grundlage rationaler Konzepte autonom und objektiv mit Farben und Formen in der Fläche und im Raum arbeiteten
Die Verfechter konkreten Kunstdenkens unterzogen sich selbst einer streng mathematischen Denkweise. Sie erreichten, dass Konkrete Kunst mit ihren präzisen Farb- und Formideen gleichgesetzt wurde, so vor allem in der Schweiz. Daher die Bezeichnung "Schweizer Konkrete", zu deren erster Generation seit den 30er Jahren ausser Max Bill auch Richard P. Lohse, Camille Graeser und Verena Loewensberg gehörten.

 

 

Der Einfluss dieser strengen Variante der konkreten Kunst war weltweit, und ihre Aesthetik prägte alle Bereiche der Umweltgestaltung. Inzwischen ist die zweite und dritte Generation der "Konkreten" tätig, namentlich Baier, J. Bill, Christen, Hersberger, Honegger, Müller und auch der mit einer Schweizerin verheiratete Venezolaner Rafael Pérez, dessen Arbeiten mein besonderes Interesse gilt. 


 
 
 
 

 

 

 
 
Rafael Pérez
geboren am 16. Mai 1938 in Montalbán, Edo. Carabobo, im Norden von Venezuela

 
 
Im Alter von 16 Jahren konnte Rafael sich an  der Kunstakademie Valencia (Venezuela) einschreiben, wo die klassischen Techniken und Darstellungsarten gelehrt wurden. Nach dem Studium verliess er die herkömmliche Stilleben-, Portrait- und Landschaftsmalerei, um an wandfüllenden Bildern zu arbeiten, welche sich aus abstrakten, collageartigen Metall- und Farbverbindungen zusammensetzten. 
1966 erhielt Rafael von der Stadt Valencia ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in Europa. "Die Biennale von Venedig öffnete mir die Augen. In Venezuela wussten wir wenig über die europäische Kunst, wir kannten fast nur den Impressionismus."
Er lebte und arbeitete einige Zeit in Madrid, dann in Paris und in Rom. Längst war das Stipendium aufgebraucht. Inzwischen wusste er, dass er der traditionellen Linie nicht treu bleiben konnte. Es entwickelte sich sein konstruktiv-konkretes Schaffen von avantgardistischer Kunst. 
Diagonal Verde (1982)

 
Espacios geometricos (1985) 105 x 105 x 9 cm
Sammlung Dai-Ichi Kangyo Bank AG
 
Bereits 1967 kam Rafael Pérez in die Schweiz, für einen Kuenstler der Avantgarde eher eine Ausnahme. "Weisst Du, früher musste man in einem der grossen Kunstzentren, wie z.B. Paris, leben und arbeiten, wollte man an der Entwicklung ganz vorn mit dabei sein. Dank den modernen Kommunikationsmitteln kann ich hier leben und bin trotzdem am internationalen Kunstgeschehen beteiligt". Wenn man mit Rafael spricht, stellt man eine grosse Weltoffenheit und -gewandtheit fest. Seine Kontaktfäden umspinnen den gesamten Globus. 

Rafael Pérez wird in Europa den bedeutenden "Konkreten" zugeordnet - in Südamerika  ist er der massgebende Vertreter konstruktiv-konkreten Kunstdenkens und gesuchter Gastdozent an den Akademien. Im März 1999 wird in Medellín (Kolumbien) eine grosse thematische Einzelausstellung eröffnet. Für jene, die es interessiert, werde ich dann darüber berichten. Nach Medellín wird die Ausstellung auch in Bogotá (Kolumbien) und Buenos Aires (Argentinien) zu sehen sein. 
 
 
 

 

Yellow Gold (1989) 37 x 37 x 4,5 cm

 
Amarillo (1995) 
100 x 25 25 cm
 
Rafael hat ein eindrückliches Gesamtwerk geschaffen. Er hat die einzelnen Werke nicht mit Namen versehen, sondern Gruppen (z.B. Farben, Chromatische Farbmodulation, Mural, Ritmo, Espacio, Vibración, auch Sin titulo) zugeordnet. Innerhalb jeder Gruppe unterscheidet er durch (Farb-)kombinationen, Adjektive, oder Nummern. 

Es gibt aber zwei Ausnahmen ... zwei Bilder, denen er Namen gegeben hat: Ursula und Muriel. So heissen seine Frau und seine Tochter. 

Ursula (1991) 225 x 225 x 05 cm
 

 
Links
Einzelausstellung im Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen (1982)
Einzel- und Gruppenausstellungen, Sammlungen, Auszeichnungen, Publikationen
Was der Betrachter sieht, ist nur Eines, das aber Vieles bedeutet:

Vibrationen des Lichts
Vibrationen der Farbe
Vibrationen der Form
Vibrationen

John Matheson
 
 

La alegre amistad de la multiplicidad, las innumerables variaciones contienen una filosofía de los tonos, del movimiento, un aura de la música y de la poesía. 

Ingrid Iserman
 
 
 
 

 

Oro (1989) 93 x 60 x 9 cm
 
les étoiles de mer
manchmal frage ich
die sterne
manchmal frage ich 
die see
manchmal kommen
seesterne
wie gerufen
Rojo sobre Azul (1982)
 
schwere-los

schwereloses licht
streift den himmel
wie vogelschwingen
auf hellen wolkenfeldern
das blau

das unendliche in
die tiefe reicht

wandernd durch metamorphosen
des seins

Amarillo Azul (1987) 200 x 70 x 4,5 cm (variabel)
 
wider den anspruch
glück.
zu-spruch der jedem an-spruch
widersteht.
sich bewegen dauerhaft
weg von allen sprüchen
in der freiheit der stille
im ruhepunkt der aufregung
mitten in den regungen
der zeit
die still hält
dich hält und umarmt
in einem augenblick
der unendlichkeit
Rojo-Verde (1995)
30 x 50 x 9 cm
 
lichtblick

blick
nach oben
du wirst
entdeckt

Ritmo A 1 (1987) 60 x 110 x 9 cm
 
light
is travelling
by time
shining through
the planets of
our hearts

white light
is falling
in love
with you

Amarillo-Magenta (1994)
80 x 80 x 20 cm
 
erde
blauer planet
schillernde
seifenblase
unseres
universums

drehst dich
noch nach
sternzeiten

Rojo-Violeta (1994) 
100 x 30 x 9 cm
 

Copyright  Rafael Pérez,  Montalbán, Edo. Carabobo, Venezuela
c/o Emil Haenseler, CH 8873 Amden

Letztmals überarbeitet: 08.03.1999
Links Einzelausstellung im Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen (1982) Einzel- und Gruppenausstellungen, Sammlungen, Auszeichnungen, Publikationen