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Die Elektrischen Uhren der Gebrüder Rabe aus Hanau/M.  2
© Thomas Schraven Krefeld 1998


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4. Die elektrischen Uhren der Gebrüder Rabe

Verschiedene elektrische Uhren der Gebr. Rabe bzw. der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik wurden im Rahmen dieser Studie ausfindig gemacht. Diese Uhren dokumentieren verschiedene Stadien der Entwicklungsgeschichte der elektrischen Torsionspendeluhr.

 

4.1. Torsionspendeluhren mit elektrisch angetriebenem Pendel

Zuerst versuchten die Gebrüder Rabe das Torsionspendel mit Hilfe elektrischer Stromimpulse direkt anzutreiben. Zur Anwendung kam dabei ein Kontaktsystem, das dem bekannten Pendelkontakt von M. Hipp sehr ähnlich war.

Bild 08  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Aufbau des elektrischen Pendelantriebes nach US Patent 325 113

Bei den Hipp‘schen Uhren ist der Kontaktschluß des Pendelkontaktes von der Elongation des Pendels abhängig. Bei Torsionspendeluhren liegen ähnliche Verhältnisse vor. Der Kontaktschluß wird diesmal allerdings vom Torsionswinkel des sich drehenden Pendels bestimmt.. Ist dieser Winkel noch genügend groß, so gleiten die Paletten des Kontaktes übereinander, ohne, daß ein Stromschluß hergestellt wird. Wird der Torsionswinkel jedoch unterschritten, wird der Kontakt geschlossen und der Elektromagnet vom Strom durchflossen. Der am Pendel befestigte Anker wird angezogen und das Pendel erhält dadurch einen neuen Impuls. In Hanau wurden Uhren gebaut, die dieses Kontaktsystem verwendeten.

Uhr Nr. 176  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Diese Uhr in der Sammlung des Uhrenmuseums Furtwangen [21] [10] wurde bereits in Bild 1 gezeigt. Auf dem Ziffernblatt ist vermerkt, daß ein Patentschutz besteht ohne, daß das Patent näher spezifiziert wird. Das Uhrwerk mit Nr. 176 trägt die Signatur "Patent Rabe".

Diese Torsionspendeluhr dürfte zwischen 1883 und 1886 in der Werkstatt von Rabe gefertigt worden sein und ist die älteste, der zum jetzigen Zeitpunkt bekannten elektrischen Uhren von Rabe.

4.2. Torsionspendeluhren mit elektrischem Aufzug

Nachdem der Pendelkontakt der Gebrüder Rabe nicht die gewünschten Erfolge brachte, entstand ein zweiter Uhrentyp: Diesmal wird das Uhrwerk der Torsionspendeluhr von einem Gewicht angetrieben. Nach bestimmten Zeiten wird das Gewicht elektrisch in die Ausgangslage zurückgeführt. Der Aufbau dieses elektrischen Aufzuges basiert auf dem deutschen Patent DRP 039 589 und wird detailliert in US-Patent 401 065 beschrieben.

     

Bild 09 a - c (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken):
Aufbau des elektrischen Aufzuges nach US-Patent 401 065.

Der Gangregler des Uhrwerkes besteht wie bei einer Pendeluhr aus einen Steigrad und einem Anker. An der Torsionsfeder des Pendels ist ein Mitnehmer angebracht, der über einen einfachen Hebelmechanismus direkt auf den Anker einwirkt. Bei jeder Drehung des Pendels gibt der Anker einen Zahn des Steigrades frei, so daß dieser dann einen Zahn weiterspringen kann. Für die Zeitspanne einer Minute macht das Torsionspendel 4 Drehungen.

Angetrieben wird das Uhrwerk von einem kleinen Gewicht. Dieses Gewicht ist mit einem Zahnrechen verbunden, der die Kraft an das Steigrad weitergibt. Um das Antriebsgewicht elektrisch anzuheben, ist an der einen Seite des Zahnrechens ein Kontakt angebracht, der einen zweiten Kontakt am Elektromagneten berührt und damit den Stromkreis schließt. Der Elektromagnet bewegt den Zahnrechen dann wieder in die Ausgangsstellung. Der Aufzug erfolgt alle 2 Stunden.

Einige Torsionspendeluhren mit elektrischem Aufzug nach Patent Rabe sind bis heute erhalten geblieben und konnten hier untersucht werden. Bei allen diesen Uhren wurden gemeinsame Merkmale festgestellt.

Jedes Uhrwerk ist signiert "Hanauer elektrische Uhrenfabrik Steinheuer & Rabe" und "Patent Rabe". Weiterhin hat jedes Uhrwerk eine eigene Identifikationsnummer. Die Signatur der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik ist zusätzlich auf dem Träger des Uhrwerkes zu finden.

Nachdem nun historische Daten zu den Gebrüdern Rabe verfügbar sind, kann man davon ausgehen, daß alle diese Uhren in der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik zwischen 1885 und 1891 gefertigt wurden. Registriert werden verschiedene Gehäuseformen, die aber immer die typischen Stilmerkmale der deutschen Gründerzeit aufweisen.

Uhr Nr. 2130 (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Diese Wanduhr wurde damals nach Österreich verkauft und dort von einem Uhrmacher oder Uhrenhändler angeboten. Auf dem Ziffernblatt ist die Signatur des Verkäufers, "Math. Meindl Wien" und der Zusatz "Patent" zu finden.

 

Bild 10  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Torsionspendeluhr Nr. 2130 der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik
Archiv Wyss

Uhr Nr. 2358 (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Hier handelt es sich um eine Tischuhr. Das Uhrwerk ist in einer Dose untergebracht, die auf einem Dreibein steht. Das Dreibein steht auf einem Sockel aus Holz, der die gleiche Nummer wie das Uhrwerk trägt.

Von Interesse ist das Gehäuse dieser Uhr. Es entspricht vollständig dem in Bild 6 gezeigten Gehäuse einer von Bohmeyer in Hanau hergestellten Nebenuhr [03]. Es ist zu vermuten, daß diese Gehäuse noch aus den Beständen der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik stammte und Bohmeyer nur ein eigenes elektrisches Nebenuhrwerk einbaute.

 

  

Bild 11  (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken):
Torsionspendeluhr Nr. 2358 der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik.
Archiv Schraven

Uhren Nr. 2425 und 2438  (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken):
Diese Wanduhren mit Torsionspendel haben beide das gleiche Gehäuse aber unterschiedliche Ziffernblätter. Bei Uhr 2425 ist das typische Ziffernblatt der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik zu finden, bei Uhr 2438 dagegen ein emailliertes Ziffernblatt.

Bild 12  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Torsionspendeluhr Nr. 2425 der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik.
Archiv Baker

Bild 13  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Torsionspendeluhr Nr. 2438 der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik.
Archiv Bosschieter

Uhr Nr. 2507  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Diese Uhr, welche im Museum für Uhren, Schmuck und Kunst in Frankfurt/Main gezeigt wird, ist bis auf das Gehäuse baugleich mit den vorher gezeigten Uhren. Der ehemalige Besitzer dieser Uhr war Karl Wilhelm Schmidt aus Michelheim/M., ein Mitarbeiter der Gebrüder Rabe. Herr Schmidt hat diese Uhr direkt von den Gebr. Rabe erworben [38].

Bild 14  (Bild zum Vergrößern bitte anklicken):
Torsionspendeluhr Nr. 2507 der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik.
Frankfurter Uhren- u. Schmuckmuseum imGlockenspielhaus

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