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 1. Vorwort In der Ausstellung des Deutschen
    Uhrenmuseums in Furtwangen [10] findet der Besucher eine Wanduhr mit elektrisch
    angetriebenem Torsionspendel, hergestellt nach Patenten von Rabe aus Hanau.  
      
        
 Bild 01 (Bild zum
        Vergrößern bitte anklicken)Elektrische Torsionspendeluhr Nr. 176 nach Patent Rabe.
 Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Uhrenmuseums Furtwangen, Inventarnummer
        50-0265.
 Als Freund elektrischer Uhren war ich
    begeistert von dieser sehr eigenwilligen, aber auch einzigartigen Uhr und mein Wunsch war
    es, mehr über die Geschichte des Hanauer Uhrenherstellers zu erfahren. Leider mußte ich
    sehr bald feststellen, daß der Uhrenhersteller aus Hanau selbst in Fachkreisen völlig
    unbekannt war. Ich begab mich deshalb selbst auf die Suche nach den historischen Wurzeln
    der Hanauer Uhrenfabrikation. Die Datensuche begann zunächst in der
    verfügbaren Fachliteratur. In den frühen Lehrbüchern der elektrischen Uhrmacherei
    findet man bei Merling [09] einen kurzen Hinweis auf ein elektrisches Geh- und Schlagwerk
    von Rabe. In der Deutschen Uhrmacher Zeitung(=DUZ) findet man Hinweise [02] [07] auf
    erfolgte Patenterteilungen, einen Leserbrief eines Uhrmachers [04] zu dem Kontaktsystem
    der Uhren und mehrere Anzeigen [08] einer Hanauer elektrischen Uhrenfabrik - Steinheuer
    & Rabe. In den Hersteller- und Meisterverzeichnissen von Abeler [01] und Schraven [19]
    wird die Uhrenfabrikation in Hanau erwähnt. Damit war das Potential verfügbarer
    Literatur vorerst erschöpft. Im Jahre 1992 wurden erste Kontakte zum
    Hanauer Stadtarchiv geknüpft. Da die Stadt Hanau selbst Interesse an der Erforschung der
    eigenen Industriegeschichte hat, wurde mir jede nur denkbare Unterstützung gewährt.
    Verschiedene andere Institutionen der Stadt wurden später angesprochen und letztendlich,
    die Bevölkerung Hanaus durch eine Anzeige im Hanauer Anzeiger zur aktiven Mitarbeit
    animiert [29]. Immer wieder ergaben sich neue Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen.
    Selbstverständlich wurde meine Suche auch von anderen Uhrenfreunden unterstützt. Mittlerweile ermöglichen die bisher
    gefundenen Daten, Uhren und historischen Details einen Einblick in die Geschichte des
    Hanauer Uhrenherstellers, die im Jahre 1847 beginnt.  
 
 2. Die Gebrüder Rabe, Heinrich und
    Eckard Rabe Im Hanauer Anzeiger [23] vom 25.11.1847
    wird bekanntgegeben, daß sich der Uhrmachermeister Karl Hochreuther (8.4.1819-23.5.1865)
    selbständig macht und ein eigenes Geschäft in Hanau in der Frankfurter Straße 17
    eröffnet. Hochreuther arbeitet dort als Uhrmacher und Emailleur. Auch der Vater von Karl
    Hochreuther, Cornelius Hochreuther, arbeitete bereits als Uhrmacher in Hanau. 1863 stellt Karl Hochreuther den Uhrmacher
    Heinrich Rabe (13.6.1842 - 3.1.1911) als Mitarbeiter ein [25]. Noch im gleichen Jahr wird
    Heinrich Rabe Bürger der Stadt Hanau [24] und kann nach dem Tode Hochreuthers am
    23.5.1865 dessen Geschäft übernehmen [18] [26]. Die Witwe von Karl Hochreuther
    befürwortet diese Geschäftsübernahme durch Heinrich Rabe [25]. 
      "Dem Uhrmacher Heinrich
      Rabe aus Braunau bei Wildungen, welcher während 3 Jahren in dem Uhrmachergeschäfte
      meines seeligen Mannes als Geschäftsgehilfe ununterbrochen thätig war und gegenwärtig
      auch bei mir als solcher arbeitet, bezeuge ich hiermit, daß er sehr tüchtig ist und
      durch seinen Fleiß und gutes Betragen sich sehrwohl meine als auch meines Mannes volle
      Zufriedenheit erworben hat" Hanau den 12. August 1865 Katrina Hochreuther, Witwe  Die Firma Heinrich Rabe wird am 12.4.1866
    offiziell in das Handelsregister eingetragen [44]. 1867 heiraten Heinrich Rabe und Johanna
    Margarete Auguste Hochreuther. Johanna Hochreuther ist die Tochter des Hanauer
    Bijouteriefabrikanten Franz Hochreuther [13].  Die Hanauer Adreßbücher (Auflistung im
    Anhang) der damaligen Zeit dokumentieren die geschäftlichen Aktivitäten von Heinrich
    Rabe relativ genau. Zuerst besteht die Tätigkeit des
    Uhrmachers Rabe vorrangig aus Uhrenhandel und Uhrenreparatur. Zwei Mal zieht das Geschäft
    innerhalb der nächsten Jahre um. Als Geschäftsanschrift wird 1869 die Hammergasse 5 und
    ab 1876 die Steinheimer Str. 41 genannt. Eine besondere Attraktion für die Hanauer
    Bevölkerung war damals eine Augenwender- und Knödelfresseruhr, die Heinrich Rabe im
    Januar 1869 in seinem Schaufenster ausstellte [27]: 
      "27.1.1869: Von heute an
      zieht nun im Schaufenster des Uhrmachers Heinrich Rabe in der Hammergasse 5 die
      ausgestellte Uhr mit Automat, ein sitzendes Männlein, welches Klöße mit einem Löffel
      verspreißt und dabei die Augen verdreht, das Publikum in Massen herbei". In den darauffolgenden Jahren verläßt
    Uhrmacher Rabe den Bereich der klassischen Uhrmacherei. Motiviert von den Erfolgen der
    Naturwissenschaften in allen Bereichen der Technik, beschäftigt sich Heinrich Rabe nun
    auch mit der Elektrizitätslehre. Diese steckte zu dieser Zeit zwar noch in den
    Kinderschuhen, machte aber rasante Fortschritte und wurde sehr erfolgreich vermarktet.
    Für diese Tätigkeit gibt es eindeutige Belege. Während der Jahre 1875 - 1880 wurde das
    Schloß Philippsruhe/Hanau modernisiert und umgebaut. Der Uhrmacher Rabe erhielt
    zahlreiche Aufträge, sowohl als Elektrotechniker als auch als Uhrmacher [35], [39]: 
      1876 Reparatur und Restauration von 16 Uhren aus dem
        Jagdschloss Wabern 1877 Installation einer neuen Blitzableiteranlage für das
        Schloss Philippsruhe1878 Einbau einer neuen Turmuhr (diese Uhr wurde später
        durch eine Uhr von Korfhage ersetzt)1879 Bau einer aufwendigen Wanduhr für die
        Bibliotheksräume1880 Einbau einer hauseigenen Telegraphenanlage für 3
        Etagen des Schlosses 
      
        
          
            |  | 1 neue Uhr in die
            Bibliothek M 600.- Die
            Richtigkeit und gute Ausführung der Arbeit zur Bibliotheks Uhr so mir die
            Übereinstimmung des Preises mit dem vorher vereinbarten bescheinigt und die Rechnung
            festgestellt ist "Sechshundert Mark" Philipppsruhe den 26. August 1880 der Architekt der Bauführer Sechshundert Mark aus der landgräflichen
            Hofkasse empfangen zu haben, quittiert: Philippsruhe den 7. September 1880Gebr. Rabe
 |  Bild 02 (Bild zum Vergrößern bitte
        anklicken)Rechnung der Gebrüder Rabe vom 11. August 1880 [39].
 Auch später erhalten die Gebrüder Rabe
    noch Aufträge vom hessischen Landgraf. Ca. 1885 wird eine Uhr an das Schloß geliefert
    und im Eingangsbereich installiert. Diese Uhr kommt allerdings nicht aus der Werkstatt
    Rabe, sondern wurde von der Firma L. Furtwängler & Söhne AG/Furtwangen im
    Schwarzwald [30] hergestellt. Es handelt sich hier um eine Uhr mit mechanischem Gehwerk
    und 2 Ziffernblättern. Die Uhr ist bis heute im Originalzustand erhalten geblieben und
    zeigt immer noch zuverlässig die Zeit an.  
 1878 erhält Heinrich Rabe den Titel
    "Hofuhrmacher Seiner Königlichen Majestät des Landgrafen Friedrich von
    Hessen". Im gleichen Jahr wird auch das DRP 4716,
    Rufapparat für Telephone, angemeldet. Registriert wird in dieser Zeit erneut eine
    Ausweitung des Lieferprogramms. Neben Uhren und elektrischen Apparaten werden jetzt auch
    optische Waren, wie Brillen, Lupen, Mikroskope und Fernrohre angeboten. Unterstützung erhält Heinrich Rabe von
    seinem jüngeren Bruder Eckard (30.12.1852  7.3.1897). Ab dem Jahre 1878 beteiligt
    sich dieser an den geschäftlichen Aktivitäten der Firma Rabe. Eckard und Heinrich Rabe
    arbeiten nun gemeinsam unter dem Namen Gebrüder Rabe. Auch Eckard Rabe ist Hofuhrmacher
    des Landgrafen von Hessen [13].  Es ist nicht verwunderlich, daß die
    innovativ denkenden Uhrmacher Rabe versuchten, ihre elektrotechnischen Kentnisse auch im
    Bereich der Uhrmacherei anzuwenden. Die Gebrüder Rabe beginnen mit der Entwicklung
    eigener elektrischer Uhren. Eine genaue Datierung dieser Tätigkeit ist heute leider nicht
    möglich, weil die Adreßbücher der Jahre 1879-1882 nicht mehr vorhanden sind. Im
    Adreßbuch des Jahres 1883/84 ist jedoch zum ersten Mal der Hinweis zu finden, daß
    elektrische Uhren nach eigenen Patenten konstruiert und angeboten werden.  
      
        
 Bild 03 (Bild zum
        Vergrößern bitte anklicken)Anzeige aus dem Hanauer Adreßbuch für das Jahr 1888/89 [18].
 Nachweisbar sind in diesem Zusammenhang
    mehrere Patente der Gebrüder Rabe. In den Jahren 1882 - 1898 wurden alleine im deutschen
    Reich 8 Patente in der Patentklasse 83b bzw. 74a erteilt [19]. Weiterhin wurde im Jahre
    1884 ein Patent in England [11] und 1885 ein Patent in den Vereinigten Staaten von Amerika
    [20] angemeldet. Eine vollständige Auflistung der Patente ist im Anhang zu finden. Die Hälfte der im deutschen Reich
    erteilten Patente behandeln elektromechanische Torsions- und Rotationspendeluhren.
    Versucht wurde, ein mechanisches Uhrwerk mit elektrischen Kräften anzutreiben. Die
    Erfindungen beinhalten zwei grundsätzlich verschiedene Systeme. Während sich die
    früheren Patente auf den direkten elektrischen Antrieb von Torsions- und Rotationspendeln
    beziehen, beinhalten die späteren Patente den elektrischen Aufzug des mechanischen
    Uhrwerkes zum Antrieb von Torsions- oder Rotationspendeln.  Man kann davon ausgehen, daß die Nachfrage
    nach den elektrischen Uhren der Gebr. Rabe damals relativ groß war. Die bestehenden
    Produktionskapazitäten in der Werkstatt Rabe reichten bald nicht mehr aus. Um diese zu
    erweitern, wurde eine eigene Produktionsstätte, die "Hanauer elektrische Uhrenfabrik
    Steinheuer und Rabe" gegründet. Da der Hanauer Uhrenfabrik ein eigenes Kapitel
    gewidmet ist, soll an dieser Stelle auf detaillierte Ausführungen verzichtet werden.  Bereits 1893 wird die Uhrenfabrik in Hanau
    nicht mehr erwähnt. Die Gebrüder Rabe bieten jedoch noch in den Jahren 1893/94
    elektrische Uhren aus eigener Herstellung an. Nach 1894 werden nur noch elektrische Uhren
    und Zeigerwerke angeboten. Der Hersteller dieser Uhren wird dabei nicht näher bezeichnet. Im Jahre 1897 verstirbt Eckard Rabe und
    Heinrich Rabe ist wieder alleiniger Inhaber des Geschäftes. Kurz nach der
    Jahrhundertwende werden alle Aktivitäten im Bereich der elektromechanischen Uhrmacherei
    eingestellt. Ab 1905 werden die Gebrüder Rabe Mitglied
    der Uhrenfabrikations- und handels Gesellschaft Union Horlogère. 
 Am 3.1.1911 verstirbt auch Heinrich Rabe
    und seine Töchter, Maria Coquot (24.5.1871 - ?.6.1949) und Luise Sauer (27.11.1873 
    17.2.1955) werden ab dem 1.4.1911 Inhaberinnen des Geschäftes in der Steinheimer Straße.
     Maria Rabe war mit dem Kaufmann Louis
    Coquot verheiratet und Luise Rabe mit dem Uhrmacher Balthasar Sauer [32]. Louis Coqout und
    Balthasar Sauer führen gemeinsam das Geschäft der Gebrüder Rabe [28] [34]. Das
    Meisterstück von Balthasar Sauer, ein Regulator mit Sekundenpendel, ist bis heute
    erhalten geblieben [31].  Schwerpunkte der geschäftlichen Tätigkeit
    sind Uhren, Optik und Rundfunkgeräte. Kurz vor Ende des Krieges, am 19.3.1945,
    wird Hanau zu 90 % zerstört. Auch das Geschäft der Gebrüder Rabe fällt diesem Wahnsinn
    zum Opfer. Nach dem Krieg wird ein provisorisches Geschäft in der Kronprinzenstrasse 10
    betrieben. Im Jahre 1950 wird das Geschäft der Gebrüder Rabe am Heumarkt 3 (ehemalige
    Anschrift von Eckard Rabe) neu eröffnet. Nach dem Tod von Luise Sauer am 17.2.1955 [36]
    wird das Geschäft der Gebrüder Rabe aufgegeben.  
 
 3. Hanauer elektrische Uhrenfabrik
    Steinheuer und Rabe Im Adreßbuch des Jahres 1886/87 wird die
    Hanauer elektrische Uhrenfabrik zum ersten Mal offiziell erwähnt. Es ist aber sehr
    wahrscheinlich, daß die Uhrenfabrik schon 1885 gegründet wurde. Eine Anzeige in Hanauer
    Anzeiger vom 11.7.1885 [45] belegt dies: 
      Einige junge Leute vom Lande im
      Alter von 14-16 Jahren finden Beschäftigung in der Fabrikation von Großuhren  
        Gebrüder Rabe Als Inhaber der Fabrik werden Eckard und
    Heinrich Rabe gemeinsam mit Julius und Heinrich Steinheuer genannt. Als Anschrift wird die
    Lindengasse 6 angegeben. Auch die Steinheuers sind bekannte
    Fabrikanten aus Hanau. Louis August Steinheuer [16] gründete 1838 die Bijouterie- und
    Kettenfabrik Steinheuer & Co. in Hanau am Marktplatz 11. Diese Fabrik wird am 8.12
    1887 [43] von seinen Söhnen Julius (10.12.1850 - 5.1.1913) und Heinrich (4.11.1846 - ?)
    übernommen. Gemeinsam führen diese die Fabrik, bis 1891 Heinrich Steinheuer nach Amerika
    auswandert. Die Bijouterie- und Kettenfabrik Steinheuer & Co. wird danach von Julius
    Steinheuer alleine weitergeführt. Im Jahre 1910 wird die Fabrik noch erwähnt [15]. Als Bijouteriefabrikanten hatten die
    Steinheuers eigentlich keinen direkten Bezug zu Uhren bzw. zur Uhrmacherei. Gefunden
    wurden jedoch 2 Patente [19] von Julius Steinheuer aus den Jahren 1889 und 1890, die
    dokumentieren, daß sich dieser ernsthaft mit der elektrischen Uhrmacherei
    auseinandersetzte.  Welche genaue Bedeutung J. und H.
    Steinheuer für die Hanauer elektrische Uhrenfabrik hatten, konnte bisher noch nicht
    eindeutig geklärt werden. Man kann aber vermuten, daß die Familie Steinheuer finanzielle
    Mittel zur Verfügung stellten. Ein Beleg für diese Annahme könnte sein, daß sich die
    Handelsniederlassung der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik am Marktplatz 11, also auf dem
    Gelände der Bijouteriefabrik Steinheuer, befand.  Durch die Gründung der Hanauer Uhrenfabrik
    änderte sich auch die Patentsituation. Bisher bestand Patentschutz für die Erfindungen
    von Heinrich Rabe bzw. der Gebrüder Rabe im Deutschen Reich, England und in den
    Vereinigten Statten von Amerika. Ab 1887 werden nun gemeinsam Patente im Ausland auf den
    Namen Hanauer elektrische Uhrenfabrik angemeldet. Es handelt sich um das Patent 011 191 in
    England [11] und das Patent 401 065 in Amerika [20]. Beide Patente beschreiben eine
    Verbesserung des DRP 039 589 der Gebrüder Rabe.  
 Die Adreßbücher geben weitere Auskunft
    über das Fortbestehen der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik. Namentlich wird die Fabrik
    nur noch im Jahrgang 1888/89 genannt. Bereits im Adreßbuch für 1890/91 wird unter der
    Rubrik Lindengasse eine nicht näher bezeichnete Uhrenfabrik genannt. Im Band des Jahres
    1892/93 wird wiederum eine elektrische Uhrenfabrik in der Rubrik Lindengasse angegeben
    aber gleichzeitig auch eine Fabrik elektrischer Uhren und Apparate, allerdings ohne
    Anschrift in der Rubrik Uhrmacher. Es dürfte sich aber in beiden Fällen um die gleiche
    Fabrik handeln. In den Jahren nach 1893 wird eine Uhrenfabrikation in Hanau garnicht mehr
    erwähnt. Es wurde nun versucht, anhand der
    vorhandenen Quellen eine Deutung dieser Eintragungen zu ermöglichen.  Im Jahrgang 1889 der Deutschen Uhrmacher
    Zeitung [08] sind mehrere Verkaufsanzeigen der Hanauer Fabrik abgedruckt und in der
    niederländischen Uhrmacherzeitung De Horlogenmaker [37] ist eine detaillierte
    Beschreibung der Torsionspendeluhr zu finden. 
      
          
 Bilder 04 a + b
          (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken)Anzeigen der Hanauer elektrischen Uhrenfabrik 1889 [08].
 Diese Werbekampagne für das Jahr 1889
    dokumentiert die Erwartungen aller Beteiligten an das Projekt - Hanauer elektrische
    Uhrenfabrik.  Die Hanauer Uhrenfabrik stellte qualitativ
    sehr hochwertige und eigenwillige Uhren her. Zum Antrieb des Uhrwerkes wurden die damals
    vorhandenen Möglichkeiten der Elektrotechnik ausgenutzt. Diese elektrischen Einrichtungen
    an den Hanauer Uhren waren wahrscheinlich auch die Ursache für das Scheitern dieser Uhren
    auf dem Markt. Der Leserbrief eines Uhrmachers belegt, daß viele Hanauer Uhren zwar an
    den Uhrenhandel ausgeliefert wurden, aber aufgrund technischer Probleme nicht an den
    Endverbraucher weiterverkauft werden konnten [04]. Schwachpunkt waren immer Kontakte und
    Batterien. Aber auch andere Hinweise verdeutlichen, daß das Kontaktsystem der Uhren von
    Rabe nicht zuverlässig arbeitete. Bei der Besprechung des DRP 31 362 in der DUZ [07] wird
    angegeben, daß die Gebrüder Rabe bereits an einer Verbesserung des elektrischen
    Antriebes arbeiten.  Auch das Patent DRP 35 448 beschreibt eine
    Modifikation des Pendelkontaktes nach Rabe. Die aufeinander gleitenden Metallteile des
    Kontaktsystems werden nun durch einen Quecksilberschalter ersetzt. Während über die Gründungsjahre der
    Uhrenfabrik in Hanau relativ wenig bekannt ist, kann das Ende der Aktivitäten genau
    rekonstruiert werden. Den entscheidenden Hinweis dazu fand ich vor 6 Jahren bei J. Steen
    [12] "Eine neue Zeit, internationale elektrotechnische Ausstellung Frankfurt/M.
    1891". Im Ausstellerverzeichnis findet man den Vermerk "Bohmeyer/Hanau". Da
    Bohmeyer ein bekannter Fabrikant elektrischer Uhren aus Halle/Saale ist, ergibt sich
    automatisch die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Herrn Bohmeyer und der
    Hanauer elektrischen Uhrenfabrik.  
 Auch in diesem Falle konnte das Stadtarchiv
    in Hanau wieder excellente Auskünfte geben. Mit Hilfe des offiziellen Melderegisters der
    Stadt konnte nachgewiesen werden, daß sich C. Bohmeyer aus Halle/Saale am 19.2.1891
    offiziell in Hanau anmeldete [14]. Seine Familie, 3 weibliche Personen, begleiteten ihn.
    Bohmeyer wohnte mit seiner Familie zunächst in der Lindengasse 8, also direkt neben der
    Uhrenfabrik, zieht aber noch im gleichen Jahr in die Fallbachstraße 15 um. Im gleichen Jahr findet in Frankfurt/M.
    eine der bedeutendsten Industrieausstellungen, die Internationale Elektrotechnische
    Ausstellung, statt. Unter den Ausstellern befindet sich auch C. Bohmeyer. Als
    Geschäftsanschrift wird angeben, Fabrik für elektrische Uhren und Apparate in Hanau,
    gegründet 1891 [12]. Die Hanauer elektrische Uhranfabrik - Steinheuer und Rabe wird im
    Ausstellerverzeichnis nicht erwähnt.  Die von C. Bohmeyer ausgestellten Exponate
    werden teilweise in der offiziellen Zeitung der internationalen elektrotechnischen
    Ausstellung [03] abgebildet und beschrieben. 
      
        
 Bild 05  (Bild zum
        Vergrößern bitte anklicken):Elektrische Nebenuhr von Bohmeyer aus Hanauer Fertigung [03]
 Ergänzende Informationen sind in der
    Deutschen Uhrmacher Zeitung [06] von 1892 zu finden. Mitgeteilt wird dort, daß Bohmeyer
    nur eine kleine Auswahl seiner Uhren auf der Ausstellung zeigen konnte, weil sich alle
    Aktivitäten auf die Neueinrichtung einer Fabrikation konzentrierten. Erwähnt wird
    weiterhin, daß ein Katalog zur Beschreibung der Produkte Bohmeyers vorbereitet wird. Es
    ist möglich, daß es sich bei diesem Katalog um die erste Auflage des Buches
    "Anleitung zur Aufstellung und Behandlung elektrischer Uhren [17]", publiziert
    1892 in Hanau, handelt.  
 Von diesem Buch gibt es noch zwei spätere
    Ausgaben aus den Jahren 1896 und 1908, die beim Emil Hübners Verlag in Bautzen
    erschienen. Bohmeyer´s Buch von 1892 ist auch die nachfolgende Anzeige entnommen. 
      
        
 Bild 06  (Bild zum
        Vergrößern bitte anklicken):Anzeige von Bohmeyer aus dem Jahre 1892 [17].
 Im Adreßbuch der Stadt Hanau wird Bohmeyer
    nur für die Jahre 1892/93 erwähnt. Die Eintragung lautet: Karl Bohmeyer,
    Elektrotechniker - Fallbachstr. 15.  Einige ergänzende Hinweise zu Bohmeyers
    Fabrik in Hanau sind in der DUZ [06] des Jahres 1892 zu finden. Dort wird bestätigt, daß
    in der Fabrik elektrischer Uhren und Apparate AG (vormals C. Bohmeyer) in Hanau
    elektrische Uhren nach dem System Bohmeyer hergestellt wurden.  
 Am 29.9.1893 verläßt Bohmeyer Hanau und
    reist zurück nach Halle/ an der Saale Ein Artikel über die elektrischen Uhren von
    Bohmeyer in der DUZ [05] von 1894 belegt auch dies  
      "...der bekannte Fabrikant
      Bohmeyer, welcher die nach seinem System konstruierten elektrischen Uhren jetzt
      ausschließlich unter eigener Firma in Halle a.S. erzeugt, hat die ......" Parallel zu den Hanauer Adreßbüchern
    wurden auch die Adreßbücher [22] der Stadt Halle/S. ausgewertet. Bohmeyers Aktivitäten
    im Bereich der elektrischen Uhrmacherei beginnen in Halle/S. im Jahre 1885 und lassen sich
    bis zum Jahr 1950 weiterverfolgen. Besonders interessant sind dabei die Jahre 1891 - 1893,
    während derer sich Bohmeyer in Hanau aufhielt.  Für die Jahre 1891/92 wird eine
    Uhrenfabrikation Bohmeyers in Halle, Forsterstr. 16, erwähnt. Für das Jahr 1893 ist
    keine Uhrenfabrikation Bohmeyers in Halle nachweisbar und ab 1894 wieder eine Fabrikation
    in der Forsterstr. 40. Elektrische Uhren von Bohmeyer aus dieser
    kurzen Produktionsepoche in Hanau sind extrem selten zu finden. Ein glücklicher Zufall
    spielte mir jedoch eine Nebenuhr aus der Hanauer Fertigung zu. Diese Nebenuhr ist der in Bild 6 gezeigten
    Uhr sehr ähnlich. Markantes Merkmal ist der als Dreibein ausgeführte Ständer der Uhr.
    Alle Teile sind diesmal aus Holz gefertigt.  Das Uhrwerk selbst trägt die Signatur:
    Bohmeyer/Hanau DRP A. 2028. Es handelt sich um ein geräuschlos arbeitendes
    Schrittschaltwerk für polarisierte Minutenimpulse der Hauptuhr. Bohmeyer schreibt dazu in
    seinem Buch [17], daß für diesen Uhrwerkstyp ein Patent beantragt wurde, das allerdings
    im Jahre 1892 noch nicht erteilt war. Aus Gründen der Geheimhaltung wird das zugehörige
    Nebenuhrwerk auch nicht näher beschrieben. Die Untersuchung beim Patentamt ergab, daß
    Bohmeyer für dieses Uhrwerk keinen Patentschutz, sondern nur ein Gebrauchsmuster DRGM
    erhielt. Ein fast identisches Nebenuhrgangmodell mit der Signatur: Bohmeyer/Halle ist mit
    der zugehörigen DRGM 18 168 gestempelt. 
      
        
 Bild 07  (Bild zum
        Vergrößern bitte anklicken):Nebenuhrwerk Nr. 2028 von Bohmeyer aus Hanauer Fertigung 1891-1892.
 
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